Die Reisefreiheit in Europa wird zunehmend zur Farce. Eigentlich sollte ja Europa mehr Harmonisierung der früher recht unterschiedlichen Regelungen bringen. Doch der Brüsseler Beamtenmoloch stiftet immer mehr Verunsicherung und das im grünen Stil der Zeit natürlich zunehmend im Namen des Klimaschutzes.
Wobei hier logische Argumente nicht immer die ganz große Rolle spielen. Es geht um die Denkwelt der Grünen, die zunehmend spüren, dass sie von immer mehr Menschen als weltfremde Spinner gesehen werden. Und da die Grünen im Kern Sozialisten sind, tun sie sich eben mit demokratischen Prozessen eher schwer und interessieren sich wenig für Andersdenkende. Also hecken sie immer neue Wege aus, um ihre Doktrin durchzusetzen.
Dieses Mal geht es um Italien. Speziell um Norditalien. Im weitläufigen Tiefland der Po-Ebene, zu dem die italienischen Regionen Piemont, Lombardei, Emilia-Romagna und Venetien gehören, gelten ab dem 1. Oktober 2025 Dieselfahrverbote für alle Fahrzeuge nach Euro 5 und darunter.
Gründe dafür sind – angeblich – Probleme mit der Luftverschmutzung im Winterhalbjahr in diesen vier Regionen.
Jeder macht, was er will
Wohnmobil-Fahrer, die nicht mit einem Fahrzeug allerneuester Bauart unterwegs sind, werden dadurch vor allem in den Städten ganz erheblich behindert. Das heißt, ihnen wird schlicht und einfach die Zufahrt verweigert. Allerdings gelten die wichtigsten Einschränkungen nur für Städte mit einer Einwohnerzahl von über 30.000. Auch sollten die Fahrverbotszonen grundsätzlich beschildert sein.
Generell gilt das Fahrverbot nur im Winterhalbjahr, konkret zwischen dem 1. Oktober 2025 und dem 15. April 2026. Danach gilt die Verbotssaison von jeweils dem 15. September eines Jahres bis zum 15. April des Folgejahres.
Aber ganz entgegen der europäischen Harmonisierung macht hier jede Region offenbar, was sie will. So beschränkt die Region Piemont, die im Norden an die Schweiz und im Westen an Frankreich grenzt, das Dieselfahrverbot auf die Werktage von 08:30 Uhr bis 18:30 Uhr. Davon sind unter anderem Städte wie Turin, Alessandria oder Vercelli betroffen.
In der Lombardei, am Südrand der Alpen, gilt ein ganzjähriges Dieselfahrverbot am Tage, in der Zeit zwischen 07:30 Uhr und 19:30 Uhr. Das betrifft die Region zwischen Lago Maggiore und dem Gardasee und damit Städte wie Mailand, Bergamo, Monza, Brescia und Cremona. Auch die Emilia-Romagna ist offenbar nicht mehr scharf auf Touristen. In Städte sind wie Bologna, Parma, Ravenna, Modena und Rimini an der Adriaküste gilt ab dem 1. Oktober werktags von 08:30 Uhr bis 18:30 Uhr ein generelles Dieselfahrverbot für Fahrzeuge nach Euro 5 und niedriger.
Komplettes Diesel-Fahrverbot an der Adria
Venetien schließ dabei den Vogel ab. Die italienische Region mit Städten wie Venedig, Padua, Verona und ihren beliebten Ferienorten an der Adria wie Jesolo und Caorle, Klein-Venedig, führt ab Oktober ein dauerhaftes und uneingeschränktes Dieselfahrverbot ein. Für Wohnmobile ist diese Region also dauerhaft und ohne Ausnahme tabu.
Durchblick im Regelungsdschungel
Die Farbe der Plakette sagt leider gar nichts aus, welcher Abgasnorm ein Diesel entspricht. Diesel mit Euro 5 haben genauso eine grüne Umweltplakette wie auch solche mit Euro 4 und Euro 3 mit Partikelfilter. Mit der Einstufung der Euro-Norm eines Fahrzeugs hat die Farbe allerdings nichts zu tun. Eine erste grobe Orientierung bietet das Baujahr des Fahrzeugs. Euro 6 war für alle Neufahrzeuge ab September 2015 verpflichtend.
Genaueres sagt der Emissionsschlüssel im Feld 14.1 im Fahrzeugschein oder der Zulassungsbescheinigung Teil I. Steht dort 36xx, handelt es sich um Euro 6, bei 35xx um Euro 5. Die 3. und 4. Ziffern des Codes verraten etwas über die genauere Unterteilung.
Der Europa-Gedanke war zwar mal eine gute Idee. Aber jetzt haben die Bürokraten übernommen, von denen es offenbar viel zu viele gibt. Und wie es immer ist: Wo immer zu viele Beamten mitmischen, da suchen die sich auch Beschäftigung und verfallen in Regelungswut, auch wenn dabei alle ursprünglich gut gemeinten Absichten auf der Strecke bleiben. So gesehen ist es mittlerweile verständlich, wenn immer mehr Betroffene diesen ganzen aufgeblähten Haufen auf die Müllhalde der Geschichte wünschen.