Wer außerhalb der sommerlichen Hauptsaison verreist, genießt eine Reihe entscheidender Vorteile: Die Straßen sind genauso leer wie die Parkplätze. Die Natur ist frei von Gelegenheitswanderern mit falschem Schuhwerk. In den Restaurants gibt es wieder Service. Und an den Sehenswürdigkeiten kann man sehen und fotografieren, ohne sich vordrängeln zu müssen.
Wer in den Süden Frankreichs will, kann natürlich die Rhône-Autobahn über Lyon nehmen und sich einen Tag lang von Mautstelle zu Mautstelle hangeln. Wir haben letztes Mal den direkten Weg über die Schweiz gewählt. Und wir haben uns Zeit genommen und einen Zwischenstopp in Bern gemacht. Schließlich ist es irgendwie schade, wenn man eine Stadt nur als Schild am Autobahnrand kennt.
Schreibt man nun Straßburg oder Strasbourg? So richtig klar bin ich mir dabei nicht. Die Stadt am Oberrhein liegt im Elsass und damit in Frankreich. Doch wenn man mit Elsässern ins Gespräch kommt, spürt man schnell, dass sie sich weder richtig französisch noch deutsch fühlen. Sie sind einfach Elsässer und sprechen französisch mit den Franzosen und deutsch mit den Deutschen. Wie es sich eben ergibt.
Wer mit dem Reisemobil, dem Wohnwagen oder einfach nur dem eigenen Auto auf Reisen geht, verbringt viele Stunden auf der Autobahn. Stunden, die sich hinziehen können, während der Tacho langsam die Kilometer zählt. Zeit, die man einfach braucht, um sein Reiseziel zu erreichen. Irgendwann wird das langweilig und man will nur noch ankommen. Nachdem man zum zehnten Mal dieselben Nachrichten gehört und stundenlang von Musik berieselt wurde, ist selbst das Radio keine Abwechslung mehr. Und die Lieblingssongs aus dem Smartphone oder vom USB-Stick kann man auch nicht mehr hören. Ich habe für solche Situationen das Hörbuch entdeckt.
Jedes Land hat ja seine Besonderheiten. Dinge, die anders, ungewohnt und vielleicht gerade deshalb reizvoll sind. Für mich gehört das einfach dazu, denn wenn alles um mich herum so ist wie immer, kommt bei mir irgendwie kein richtiges Urlaubsfeeling auf. Deshalb fängt für mich Urlaub eigentlich erst jenseits der Landesgrenzen an. Da, wo man mich nur noch bedingt versteht und wo das einzig Vertraute bestenfalls noch die gemeinsame Währung ist.
Fehmarn ist eine komfortable Insel. Über die unter Denkmalschutz stehende Fehmarnsund-Brücke kommt man bequem hin und ebenso schnell wieder zurück. Man kann sogar mit dem Euro- oder dem Intercity anreisen und landet dann in Puttgarden ganz im Norden der Insel. Aber am flexibelsten ist man natürlich mit dem Wohnwagen oder dem Reisemobil. Und genau auf solche Reisende ist Fehmarn bestens vorbereitet.
Eigentlich ist die Sache ziemlich einfach. Ein Fahrzeug kann man auf jeder öffentlichen Straße fahren. Und man kann es überall parken, wo das nicht ausdrücklich verboten ist. Ganz anders sieht die Sache aus, wenn es sich bei dem Fahrzeug um ein Wohnmobil handelt. Fahrzeuge mit Kühlschrank, Dusche und Bett sind nämlich nicht überall gerne gesehen.
Einen Mitwagen nehmen, wo man doch im Wohnmobil unterwegs ist? Macht das Sinn? Auf Korsika durchaus. Besonders der interessante Norden der Insel wird von unzähligen kurvigen Serpentinen bestimmt, die es in sich haben. Selbst so mancher Kleinwagenfahrer bremst hier auf Schritttempo herunter, wenn ihm ein anderes Auto entgegenkommt. Für einen Wohnmobil-Piloten ist das schon eine echte Herausforderung und nicht jeder schafft es, ganz cool zu bleiben, wenn der Abhang nur Zentimeter neben der Straße beginnt.
Mein erstes Reisemobil war eigentlich nur ein Camper. Das Fahrzeug hatte ich gebraucht gekauft. Die Innenausstattung war ein Bausatz von SYRO. Toilette gab es keine. Für eine Dusche war erst recht kein Platz. Dafür hatte der Wagen eine Grundfläche wie jeder ganz gewöhnliche Mittelklasse-Kombi und fuhr sich auch genauso handlich. Damals konnte man sich noch überall hinstellen und sein Dach aufklappen und nachts war man weit und breit der Einzige auf dem Strandparkplatz. Das war in den siebziger Jahren und hat wenig mit Wohnmobil-Reisen von heute zu tun.
Wer die Bretagne besucht, sollte sich die Côte de Granit Rose an der Nordküste nicht entgehen lassen. Hier gibt es nicht nur malerische Badebuchten und mehrere Seebäder. Es gibt auch eine lohnende kleine Wanderung, auf der schnell deutlich wird, woher die ihren Rosa Granitküste ihren Namen hat: der berühmte alte Zöllnerpfad. Der interessanteste Abschnitt des Sentier des Douaniers führt vom Plage de Trestraou im Strandbad Perres Guirec entlang der felsigen Küste bis zum Plage Saint-Guitrec von Ploumanac'h.
Eigentlich sollte es eine Sommerreise durch die Bretagne sein. Aber da wir schon viel von den Schlössern an der Loire gehört hatten, nahmen wir uns für die Rückfahrt ein paar zusätzliche Tage und legen einen Zwischenstopp bei Blois ein. Genügen zwei Tage, um die berühmten Loire-Schlösser kennenzulernen? Wir konnten drei davon sehen und hatten eigentlich kein Bedürfnis, länger zu bleiben. Aber das wird natürlich jeder anders sehen.
Der Wild Atlantic Way ist die wohl intensivste Art, Irland kennenzulernen. Die touristische Route der grünen Insel beginnt irgendwo südlich von Dublin und folgt der gesamten Küste, bis die Grenze zu Nordirland erreicht ist. Wer ihn in einem rutsch durchfahren will, sollte sich gut zwei Monate Zeit dafür nehmen. Allen anderen sei vor allem die südliche Runde zwischen Cork und Galway empfohlen.
Genau die stand auf meinem Reiseplan, als ich im Sommer 2017 in Hamburg aus Richtung Südwesten fuhr. Das Navi war programmiert, um mich zunächst in die Bretagne zu bringen, denn ich wollte von Cherbourg aus ins irische Rosslare übersetzen. Es war bei weitem nicht meine erste Reise mit einem Reisemobil. Aber es war meine erste Tour, die mich mit einem für mich völlig neuen Aspekt des unabhängigen Reisens vertraut machen sollte.
Reims zählt vielleicht nicht zu den Städten, die man unbedingt gesehen haben muss. Aber die Hauptstadt des Champagner ist durchaus einen Stopover wert. Früher bin ich öfter an Reims vorbei gekommen. Immer wenn es von der Stuttgarter Gegend über Dover nach England ging. Oder wenn die Bretagne das Ziel war. Doch mehr als den Campingplatz in Autobahnnähe habe ich nie gesehen. Das sollte beim letzten Frankreich-Urlaub anders werden. Der Weg führte von der Loire über Paris nach Nordosten. Und das Ziel der Tagesetappe hieß Reims. Hier wollten wir zumindest einen Abend und einen Vormittag verbringen, bevor es zurück nach Hause ging.