Man muss die Freiheit allmählich verteidigen

Nein, hier kommt kein weiterer Artikel über Einschränkungen, Hygienehype und Maskenzwang. Hier soll es um Menschen gehen, die sich einen Rest Freiheitswillen bewahrt haben und eine gesunde Portion Rebellion in sich tragen. Die Rede ist von Campern, die auf vier oder mehr Rädern unterwegs sind und auch in restriktiven Zeiten von behördlicher Gängelung ihren Weg finden. 

Camper und unter ihnen vor allem die Reisemobilisten sind die trotzigen Nomaden einer Generation, die an Mobilität gewöhnt ist und mittlerweile verdammt aufpassen muss, dass ihr ihre uneingeschränkte Bewegungsfreiheit nicht peut a peut genommen wird. Im Hintergrund lauern nämlich Kräfte, die im grünen Anstrich daher kommen und radikale Ideologien vertreten, bei denen die Freiheit des Einzelnen nur eine untergeordnete Rolle spielt. 

Man muss hier nur an den erzwungenen Wandel zur Elektromobilität denken. Elektrofahrzeuge sind nicht nur ökologisch sehr bedenklich. Sie bringen auch Einschränkungen mit sich, die auch immer bessere Batterietechnologien nie ganz vom Tisch wischen werden. Ein Akku braucht eben naturgemäß Zeit zum Aufladen und bis er richtig voll ist, kann sein Fahrer nichts anderes tun, als Kaffee trinken und warten. Mit der Folge dass so ein Stromer selten länger als drei Stunden auf der Straße rollt, bevor er wieder für eine Stunde ans Ladekabel muss. Was darin innovativ sein soll, hat sich zumindest mir nie richtig erschlossen. 

Wohnmobilfahrer schätzen auch deshalb ihre Form des Urlaubs auf eigene Faust, weil ihr Fahrzeug zumindest für ein paar Tage autark ist und sie damit frei von der Notwendigkeit macht jeden Abend einen Camping- oder Stellplatz aufzusuchen, um frisches Wasser zu bunkern, den Abwassertank zu leeren und die gesammelten Fäkalien auf umweltverträgliche Weise loszuwerden. Ihren Strom erzeugen sie quasi nebenbei, denn der Generator läuft ohnehin und gibt seine nicht benötigte Energie an den Bordakku ab. 

Doch diese Reisefreiheit wird elektrisch nicht mehr möglich sein. Wer seine mobile Ferienwohnung elektrisch bewegen will, wird nämlich mehr Zeit an der Ladesäule campen müssen, als an den schönsten Orten des Kontinents. Ein Vergnügen ist das nicht mehr und wir alle haben Grund, uns über die Zukunft unserer Urlaubsform ernsthaft Sorgen zu machen. 

Denn wie es momentan aussieht, soll uns die Elektromobilität mit aller Macht aufgezwungen werden. Der Staat verschleudert Steuergelder für eine Nischentechnologie, ohne darüber nachzudenken, woher denn der Strom für all die Akkus kommen soll, nachdem man die verlässlichen Kraftwerke allesamt abgeschaltet hat. Und er macht sich keine Gedanken darüber, wie es denn möglich sein soll, dass Millionen von Laternenparkern künftig Nacht für Nacht ihren Akku voll bekommen. 

Wenn Ideologen am Werk sind, geht es eben nicht um sachliche Aspekte. Es geht um politische Ziele und wenn das Volk nicht will, muss man es eben zu seinem Glück zwingen. Erst auf die sanfte Art mit Kaufprämien für Elektrofahrzeuge, die eigentlich kaum einer haben will. Irgendwann mit höheren Steuern für alles, was nicht zur grünroten Denke passt. Am Ende mit Gesetzen, Verordnungen und Strafzetteln für jeden, der sich nicht fügen will.

Die Corona-Krise (das Wort Pandemie nehme ich hier aus gutem Grund nicht in den Mund) war ein praktisches Lehrstück dafür, wie weit der Staat mit seiner allgegenwärtigen Bürokratie gehen kann, wenn er will. Und es war für viele Menschen ein erschreckendes Beispiel dafür, wozu sich die Menschen nötigen lassen, sobald einer kommt und von Verordnungen und Verboten spricht. Nicht dass man einen Virus nicht ernst nehmen muss, der bei entsprechender Vorerkrankung den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann. Aber von einem Spaziergang am Strand bei auflandiger Meeresbrise dürfte wohl kaum eine Ansteckungsgefahr ausgehen. 

Ich habe mich daher gefreut, dass es dennoch Menschen gab, die ihren eigenen Verstand eingeschaltet und es dennoch getan haben. Zum Dank konnten sie die seltene Ruhe in unberührter Natur genießen und mussten ihr Vergnügen nicht mit tausend anderen Wochenend-Strandgängern teilen. Den Kopf geschüttelt habe ich allerdings über die Zeitgenossen, dir mir selbst im Wald mit Maske entgegenkamen. Als ob in der frischen morgendlichen Waldluft auch nur ein einziger tödlicher Virus zu befürchten wäre. Genau solche Menschen sind es aber, die bei mir die Alarmglocken angehen lassen. Wer sich derart gängeln lässt, mit dem kann ein Staat noch ganz andere Dinge machen. 

Im Vergleich dazu haben mich meine Freunde aus der Camperwelt geradezu hoffnungsfroh gestimmt. Nicht nur, dass sie ganz frech am Straßenrand oder auf dem Waldparkplatz Rast machten, als Schleswig-Holstein jedes Ostervergnügen abwürgte und ausnahmslos alle Parkplätze in Strandnähe sperren ließ. Als am Vatertag die Fehmarnsund-Brücke wieder geöffnet wurde, waren sie auch alle wieder da. Und an meinem Wohnort Travemünde musste man sich schon sehr gut auskennen, um noch einen Stellplatz zu finden. Die Stadt Lübeck ist nämlich für die rigorose Vermarktung ihrer Parkplätze bekannt und hat ein Heer uniformierter Straßenräuber im Einsatz, die jede Chance nutzen, um ihre Provisionen in die Höhe zu treiben. Ja, sie arbeiten auf Provisionsbasis, was ich eigentlich als Skandal empfinde.

Die Wohnmobilisten demonstrierten auch auf eindrucksvolle Weise, dass behördliche Auflagen nur solange funktionieren, wie es genügend Menschen gibt, die sich daran halten. Wenn viel Fahrzeuge den einzigen Stellplatz anfahren, wird es eben eng und man rückt zusammen. Ganz gleich ob da irgendwelche Beamtenseelen den Zollstock zücken und auf die Einhaltung von Vorschriften pochen. Schließlich weiß jeder, dass Viren nicht durch Alublech hindurch diffundieren und damit keinerlei erhöhte Ansteckungsgefahr entsteht (die im Freien ohnehin nicht gegeben ist). Doch Beamten geben sich gerne rechthaberisch und halten jede Vorschrift ein, auch wenn sie noch so unsinnig ist. Auch das sind Zeitgenossen, denen man nicht zu viel Macht geben sollte. 

Wo Freiheit ist, wird es immer Kräfte geben, die diese beschränken wollen. Selbst wenn es sich nur um die Freiheit handelt, unbehelligt irgendwo hin zu fahren und ein paar Tage in der Natur zu verbringen. Wir leben ohnehin nicht in einem Land, das für seine Freiheitsliebe bekannt ist. Umso mehr sollten wir unsere Krallen ausfahren, wenn wieder jemand von Klima redet, in Wirklichkeit aber nur eine neue Steuer will. Oder wenn das Stichwort Umwelt fällt, um wieder neue Einschränkungen zu begründen. 

Wobei immer wieder dieselben im Spiel sind, wenn es darum geht, die Menschen aus dem eigenen Auto zu holen und in den öffentlichen Nahverkehr zu pferchen. Es sind dieselben, die an die Umweltfreundlichkeit der Elektromobilität glauben und dafür das ganze Land in eine Industrielandschaft aus Windkraftanlagen verwandeln. Leute, die uns in Elektro-Wohnmobilen zwingen wollen, obwohl es bisher keinen elektrischen Linienbus gibt, der seiner Aufgabe gewachsen ist.